LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
MØFA Studio GmbH, Zürich
Fujan Fahmi, Michael Mosch, David Berli,
Janic Fotsch, Senga Grossmann,
Andrin Straube, Marie Tina Asoh
WASSERBAU
Hunziker, Zarn & Partner AG, Aarau
Dr. Andreas Niedermayr, Marco Kaufmann
UMWELT & ÖKOLOGIE
topos Marti & Müller AG, Zürich
Dr. Karin Marti, Seraina Nuotclà
MOBILITÄT & SOZIALRÄUMLICHE ENTWICKLUNG
KONTEXTPLAN AG, Zürich
Benjamin Stadler, Tim Van Puyenbroeck
TOPOGRAPHIE
Ilmar Hurkxkens, Zürich
Dr. Ilmar Hurkxkens
Bericht des Beurteilungsgremiums
Das Konzept beruht auf der Grundidee, die vorhandenen prägenden Elemente des Perimeters, die heute separiert und ohne Bezug zueinander bestehen, zu transformieren, ineinander zu verweben und in einer zusammenhängenden Parklandschaft zu vereinen. Dazu gehören die Landwirtschaftsflächen und Familiengärten, eingebettet in eine klare Parzellenstruktur, sowie der Nidau-Büren-Kanal als lineares Infrastrukturbauwerk mit begleitendem Baumbestand, die als thematische und räumliche DNA des Ortes begriffen und prozesshaft in einen ganzheitlichen Landschaftspark überführt werden. Das Konzept setzt dabei nicht auf eine komplette Umdeutung, sondern auf eine dynamische Entwicklung des Gebietes, in welcher Prozesse und Kreisläufe eine wichtige Rolle spielen und eine hohe Vielfalt aber auch Anpassungsfähigkeit versprechen. Die Struktur der historischen Entwässerungsgräben – und somit auch die bestehende Parzellenstruktur – bilden dabei die Grundlogik und räumliche Gliederung des neuen Parks. Sie teilen ihn selbstverständlich in unterschiedliche Zonen und Abschnitte mit jeweils eigenen thematischen Schwerpunkten ein. Die bestehenden Landwirtschaftsflächen werden teils erhalten, teils in extensive Wildblumenwiesen, reich strukturierte Ackerflächen und mit Hecken und Trockensteinmauern angereicherten Streuobstwiesen überführt. Die Familiengärten werden als kleinteilige, vielfältige und verspielte Gartenwelten in neuer, offener und durchlässiger Form im Park eingebettet und mit öffentliche Erholungs- und Sportnutzungen ergänzt. Der voluminöse Spitalneubau wird selbstverständlich in den Uferpark eingebunden.
Als Würdigung des historischen Infrastrukturbauwerks wird die lineare Uferkante des Nidau-Büren-Kanals mehrheitlich erhalten und mittels uferbegleitendem Weg inszeniert, jedoch an zwei Stellen durch sogenannte «Landschaftsfenster» unterbrochen. Die beiden organisch geformten Buchten mit Vorschüttungen und Flachwasserzonen bieten interessante landschaftliche Ein- und Ausblicke und schaffen wertvolle Lebensräume, gleichzeitig reichern sie als «Störungen» das Gesamtsystem räumlich und atmosphärisch an. Während das östliche Landschaftsfenster durch einen Steg begehund erlebbar gemacht wird, bleibt das westliche ein unzugängliches strukturreiches Vorranggebiet für eine artenreiche Flora und Fauna. Der Erlenpark ist als funktionaler Bestandteil und räumlicher Auftakt des Gesamtparks konzipiert. Als multifunktionaler Treffpunkt schafft er eine Zentralität und eine hohe Aufenthaltsqualität am Wasser.
Die Mehrzweckanlage wird für die Parknutzung geöffnet. Der grosszügige Vorplatz erstreckt sich bis zum Ufer und stellt den direkten Bezug zum Fluss her. Die hainartig auslaufende, erweiterte Waldzunge erzeugt eine selbstverständliche räumliche Fassung des Platzes. Östlich davon befindet sich eine grosse Spiel- und Liegewiese, nördlich ein Spielplatz in einem Kiefernwäldchen, wodurch ein breites Nutzungsangebot entsteht. Der aufgeschüttete Hügel im nördlichen Teil besteht aus Aushubmaterial der Landschaftsfenster und dient als erhöhter Damm für die neue Veloschnellroute. Er ist aber auch eine spannende Inszenierung des räumlichen Abschlusses des Parks. Zusammengehalten und erschlossen wird das vorgeschlagene Parksystem durch ein klar hierarchisiertes Wegenetz. Dieses besteht aus einem neu angelegten Hauptweg, der «Promenade», die als eigentliches Rückgrat des Parks durch den gesamten Perimeter verläuft und als schnelle Haupterschliessung und übergeordnete Wegverbindung für Fussgänger:innen und Velofahrende dient. Ein zweiter, untergeordneter Weg verläuft entlang der Uferkante, ergänzt durch zahlreiche Querverbindungen, die zusammen ein engmaschiges Wegenetz ausbilden. Diese beiden Wegsysteme unterstreichen die Weite und Offenheit der Ebene, ermöglichen aber gleichzeitig ein situatives Eintauchen in strukturreiche, kleinteiligere Abschnitte. Dies ergibt eine abwechslungsreiche Choreografie durch die vielfältige Uferlandschaft. Ein präzises Gestaltungsrepertoire hilft, den gesamten Uferpark als zusammengehörige Einheit zu lesen und eine eigene Identität zu entwickeln. Der integrative, gesamtheitliche und prozessuale Ansatz des Konzeptes wird gewürdigt. Insbesondere der Fokus auf behutsame Transformation des Bestehenden, das Zulassen einer offenen und dynamischen Entwicklung der Teilbereiche inkl. Werkzeugkastenprinzip sowie der modulare Aufbau der einzelnen Abschnitte überzeugt, da dieser eine hohe Umsetzbarkeit und Flexibilität verspricht. Die aufgezeigte Etappierung ist sehr plausibel. So überzeugt die Gesamtkomposition sowohl als ökologisches Lebensraummosaik wie auch als räumlich-atmosphärisches Erlebnis für Parkbesuchende, denen ein breites Angebot an Nutzungsmöglichkeiten präsentiert wird. Gleichzeitig besticht der zurückhaltende und sorgfältig ausgearbeitete Projektvorschlag durch eine angemessene Eingriffstiefe und einen innovativen Umgang mit den Themen Boden, Klima und Landwirtschaft.
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